erstellt am: 3 Jul, 2017 | Kategorie(n): Projektarbeit

Das Fanprojekt Zwickau zu Besuch im Nachbarland Polen zur U21 EM

2.430 „Bildungskilometer“ in sechs Tagen, eine Zeitreise in unser Nachbarland Polen mit dem Besuch geschichtsträchtiger Orte, krassen Gegensätzen von Land und Leuten sowie eine Fußball U21 EM liegen hinter uns. Unser Ausflug führte uns über Krakau, Tychy, Kielce bis an die ukrainische Grenze ins Vernichtungslager Belzeć. Zurück ging es über den polnischen „Ruhrpott“ rund um Katowice, Krakau und abschließend nach Gleiwitz zu verschiedenen Gedenkstätten, Museen und Fußballstadien.

1. Tag Dienstag 20.06.2017, Zwickau – Krakau, 640 km

Überpünktlich um 9 Uhr begab sich die Reisegruppe, bestehend aus sieben Jugendlichen und Jungerwachsenen auf die sechstägige Bildungsreise nach Polen. In mehreren Vorbereitungstreffen wurde die Reiseroute erarbeitet und die Teilnehmer bereiteten sich im Selbststudium auf die geschichtlichen Orte vor, die wir im Laufe der Fahrt aufsuchen werden. Bei brütender Hitze und nach einer achtstündigen Anreise sind wir dann in Krakau, der zweitgrößten Stadt Polens, angekommen. Nach einer überaus wohltuenden Abkühlung ging es in die Innenstadt, wo man als erstes den Hauptmarkt aus dem 13. Jahrhundert, einer der größten mittelalterlichen Plätze Europas, erkundete. Nachdem wir uns mit traditionellen polnischen Essen gestärkt hatten genossen wir noch gemeinsam den ersten lauschigen Sommerabend.

2.  Mittwoch, 21.06.2017, Krakau

Nachdem der erste Tag so gut wie komplett im Auto verbracht wurde, konnte man auf dieses erst einmal verzichten, da man das jüdische Viertel in Krakau bequem zu Fuß erreichen konnte. Auf dem Weg dorthin wurde noch kurz ein Abstecher auf die Wawel Burg gemacht, von welcher man einen guten Blick auf die Weichsel hatte. Im jüdischen Viertel angekommen, ging es erstmal in die älteste Synagoge Krakaus, eine von insgesamt Sieben in ganz Krakau. Genutzt wird diese aber nicht mehr zur Religionsausübung, sondern als Museum. Danach wurde die Isaac Synagoge besichtigt, in der ein Rabbiner gerade eine Rede hielt. Die Fabrik von Oskar Schindler war dann der Schlusspunkt und wohl auch für viele der interessanteste Teil unserer Tour. Schindler rettete mit seiner Fabrik an die 1.200 Juden vor dem sicheren Tod in den KZ’s. Das Museum bezog sich jedoch mehr auf die Geschichte der Stadt Krakau zur Zeit des 2. Weltkriegs, als diese unter deutscher Besatzung stand. Trotzdem sehr interessant. Entlang der Weichsel ging es zurück zum Hotel, da man am späten Nachmittag noch nach Tychy zum U21 EM Spiel Italien gegen Tschechien fuhr, welches 3:1 für Tschechien endete. Wieder in Krakau angekommen, verbrachte man den Abend noch gemeinsam auf Balkonien. Insgesamt wurden an diesem Tag 21.000 Schritte (ungefähr 12 km) zurückgelegt.

3. Donnerstag, 22.06.2017, Krakau – Kielce, 220 km

Der dritte Tag begann um kurz nach 10 Uhr, um einen weiteren Ausflug in die Krakauer Innenstadt zu unternehmen. Bei im Vergleich zu den Vortagen ziemlich angenehmen Temperaturen, wurde der Stadtturm bestiegen. Dies stellte sich jedoch als sehr mühselig heraus, da die Treppen sehr hoch und die Wände und Decken eng waren. Leider konnte man oben auch nicht in einen Außenbereich gelangen, da es keinen Balkon gab. Trotzdem war es möglich, durch Fenster Krakau zu überblicken. Danach hatten wir noch ein wenig Zeit und so ergab es sich, eher durch Zufall, dass auch noch die alte Krakauer Universität aus dem 14. Jahrhundert begutachtet wurde. 12:30 Uhr hieß es dann für die Reisegruppe erst einmal Abschied von Krakau zu nehmen, denn es stand nun eine zweieinhalbstündige Fahrt nach Kielce an. Unterwegs wurde sich an der Raststätte einer Europastraße verpflegt und dann die letzten Kilometer heruntergefahren. Am Hotel angekommen, wartete zunächst eine Überraschung auf uns, denn die englische U21- Nationalmannschaft, sowie die Mannschaft des hiesigen Vereins, Korona Kielce, schliefen im gleichen Hotel wie wir. Dieses konnte mit vielen Angeboten überzeugen und so wurde erstmal am Pool entspannt bzw. wahlweise der Fitnessbereich ausgiebig genutzt. 19:30 Uhr ging es zum Stadion Kielce um das Länderspiel unserer „Nachbarn“ gegen Polen zu sehen. Dieses endete 3:0 für England, womit der Gastgeber Polen aus dem Turnier ausschied.

Während die Einen am Abend das hoteleigene Restaurant besetzten und dort noch etwas tranken, zollten andere dem anstrengendem Tag Tribut und legten sich schlafen.

4. Freitag, 23.06.2017, Kielce – Belzeć – Trzebownisko, 400 km

Nach einer mehr oder weniger ruhigen Nacht, wurde sich am frühen Morgen bei einem Wahnsinns Frühstück ordentlich gestärkt, ehe man kurz nach 9 Uhr in Richtung Belzec aufbrach. Etwa 260 km, welche uns zum Großteil über die polnischen Dörfer führten, wodurch man geradeso pünktlich um 14 Uhr an der Gedenkstätte eintraf. Genauso pünktlich setzte dann auch der Regen ein, weshalb wir mit der Führung im Gebäude starteten.

Die Leiterin der Führung konnte deutsch, welches sie nach eigenen Aussagen lange nicht benutzen musste. Je länger sie allerdings redete, desto besser wurde es. Sehr interessante Informationen, welche Sie uns geben konnte.  Das Vernichtungslager Belzec entstand während des zweiten Weltkriegs neben zwei Weiteren als erstes der drei Vernichtungslager im Rahmen der „Aktion Reinhardt“. Ziel dieser Aktion war die systematische Ermordung von polnischen und ukrainischen Juden und Roma aus den Bezirken. Zwischen März und Dezember 1942 wurden in Belzec über 400.000 Menschen ermordet. Die restlichen Verbleibenden wurden danach in die anderen beiden Lager gebracht und Belzec aufgelöst. Während der „Aktion Reinhardt“ wurden mehr Menschen getötet (1,7 Millionen!) als im KZ Auschwitz, welches wir ja bereits letztes Jahr besuchten. Heute ist nicht mehr so viel vom Lager ersichtlich, wodurch sich meiner Meinung nach ein Gefühl wie in Ausschwitz nicht einstellte. Dennoch sehr interessante 2 Stunden, welche einem Geschichte wieder etwas näher brachte.

Danach sollte es rund 140 km ins nächste Hotel nach Trzebownisko gehen. Zwischendurch wurde sich auf einem polnischen Dorf in einer Pizzeria gestärkt, wo der Besitzer deutsch konnte und sein in Deutschland lebender Bruder zu Besuch war. Sehr witzig, wenn man sich überlegt, dass wir uns kurz vor der ukrainischen Grenze befanden. Mit den beiden doch leicht Angetrunkenen wurden weitere zwei Stunden verbracht und zur Überraschung aller, ganz lecker gegessen. Danach ging es dann aber wirklich ins Hotel, welches sich als Spa- und Wellness- Hotel herausstellte und wir den Abend, in der Sauna oder auch an der Bar mitten im Pool ausklingen lassen konnten.

5. Samstag, 24.06.2017, Trzebownisko – Region Katowice – Krakau, 550 km

Für den Samstag und damit letzten vollen Tag in Polen standen, abgesehen von dem Besuch des U21 Spiels zwischen Deutschland und Italien, zunächst einmal keine konkreten Pläne auf dem Programm. Dennoch begann für den Großteil der Besatzung der Morgen bereits um 7.30 Uhr mit einem wiederholt üppigen Frühstück. Die verbleibende freie Zeit bis zur mittags geplanten Abfahrt, verbrachte jeder nach eigenen Gutdünken mit Tennis, Schwimmen und/oder einen Saunabesuch. Gegen 11.30 Uhr sollte es dann auf expliziten Wunsch eines Mitfahrers, noch einmal relativ spontan in Richtung des „polnischen Kohlepotts“ gehen. Wie bereits am Vortag erlebt, sollte jedoch zunächst einmal das auschecken etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen… Gegen 12 Uhr konnte dann wirklich, in die mit rund 2,7 Mio. Einwohnern zweitgrößte Metropolregion Polens, aufgebrochen werden. Auf den rund 250 km bzw. 2,5 h Fahrt wurde dabei Krakau als eigentliches Ziel des heutigen Tages zunächst einmal links liegen gelassen und die Stadt Sosnowiec angesteuert. Obwohl die rund 200.000 Einwohner zählende Stadt direkt an Katowice angrenzt, zählt sie nicht zur Region Oberschlesiens. Dort wurde zunächst einmal das Stadion von Zaglebie Sosnowiec angesteuert, welche in der zweithöchsten Spielklasse aktiv sind und in der vergangenen Saison nur knapp den Aufstieg verpassten. Von dort ging es auf einen kurzen Abstecher in die Arbeitersiedlung Nikiszowiec. Das Viertel beeindruckt durch ausschließlich, annähernd baugleiche Backsteinhäuser und vermitteln dabei auch zum ersten Mal richtig den Eindruck, dass sich einige Teile des Kohlepotts noch immer nicht restlos vom Wandel der Planwirtschaft hin zur freien Marktwirtschaft erholt haben. Nach einem kurzen ungewollten Zwischenstopp ging es einmal quer durch Katowice in Richtung Chorzów. Dort wurde kurz das aktuell noch im Bau befindliche Nationalstadion Polens – das Stadion Slaski mit ca. 54.000 Plätzen – angefahren. Nach Halten an den Stadien von Ruch Chorzów, Slask Swietochlowice sowie dem völlig zu gewucherten Stadion von Szombierki Bytom sollte die Fahrt dann leider (zumindest aus meiner Sicht) auch schon enden. Trotz der relativ gering bemessenen Zeit gelang es meiner Meinung nach gut, einen kleinen Einblick zu erlangen, wie häufig und schnell sich das Erscheinungsbild – hinsichtlich Lebensstandard und Vereinsfarben – beim Übergang von einem zum anderen Viertel wandeln kann. Im Anschluss daran sollte es wie bereits erwähnt noch einmal nach Krakau gehen. Bevor der Ball rollen sollte, wurde in der Stadt noch ein letzter Rundgang und Besorgungen gemacht und die letzten Zloty in Verpflegung investiert, bevor man sich rund eine Stunde vor Anpfiff in Richtung Cracovia-Stadion aufmachte. In den ersten 45 Minuten sahen wir und die übrigen 14.030 Zuschauer ein gutes und kurzweiliges Spiel an dessen Ende eine 1:0 Führung für die Italienische U21 stand. Da diese Konstellation beiden Teams den Einzug ins Halbfinale bescheren sollte, gab es im zweiten Abschnitt von beiden Seiten alles andere als ein fußballerisches Feuerwerk zusehen. In den Genuss eines Feuerwerks sollten wir jedoch zum Ausklang des Tages noch kommen. Im Rahmen des Wianki Festes konnten wir auf dem Weg zum Hotel am anderen Weichselufer für mehrere Minuten den durch das Feuerwerk hellerleuchteten Krakauer Nachthimmel bestaunen.

6. Sonntag, 25.06.2017, Krakau – Zwickau, 640 km

Kurz nach 7 Uhr klingelte am sechsten und letzten Tag der Bildungsreise der Wecker. Pünktlich um 8 Uhr ging es dann mit dem Auto Richtung Gliwice. Da am Morgen aufgrund von Zeitknappheit nicht gefrühstückt wurde, hielten wir an einer Tankstelle und jeder, der wollte, bekam seine „Ketwurst und nen Orangensaft“. Nach 90 Minuten Fahrt, in der wir uns einen Vortrag zweier Mitfahrer über den Sender Gliwice, den mit 118 Metern weltweit höchsten Holzturm anhörten, kamen wir vor dem Gelände des Senders an. Nach einer halbstündigen Besichtigung der Anlage und dem photographieren einiger Fotos fuhren wir gemeinsam zurück in Richtung Heimat. Nach wenigen Stopps, inklusive einem Halt zum Mittagessen, erreichten wir Zwickau um 17:00 Uhr.

Fanprojekt Zwickau

fanprojekt-zwickau.de



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