Fanfinale der BAG der Fanprojekte

Seit nunmehr 1992 treffen sich vor den deutschen Pokalendspielen die bundesdeutschen Fanprojekte und die von ihnen betreuten Jugendlichen in Berlin – seit 1993 auf der Sportanlage Jungfernheide in Charlottenburg -, um das sogenannte „Fanfinale“ auszuspielen.

Veranstaltet wir dieses bundesweite Fußballturnier für jugendliche Fußballfans beiderlei Geschlechts von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte, Ausrichter ist das Fanprojekt der Sportjugend Berlin.

Teilnehmen können Teams aus Städten, in denen sozialpädagogisch arbeitende Fanprojekte existieren. Die Teams setzen sich aus jugendlichen Fußballfans – ob „Ultras“, „Kutten“ oder „Hooligans“ – zusammen.

1992 noch als reines Jungenturnier mit zwölf Teams gestartet, stieg die Teilnehmerzahl in den nachfolgenden Jahren kontinuierlich an. Ein eigenes Turnier für weibliche Fußballfans ist seit 1995 fester Bestandteil des Fanfinales.

Was ist nun aber das Besondere an diesem Fußballturnier?

Schon allein die Tatsache, dass hier an mehreren Tagen Jugendliche aus teilweise gewaltbereiten Szenen und aus rivalisierenden Fan-Gruppen, was im Fußballalltag nicht immer problemlos bleibt, in konfliktfreier Atmosphäre gemeinsam Fußball spielen und zelten, zeigt, dass solche Sportveranstaltungen gerade auch mit dieser Zielgruppe eine wichtige Rolle in der gewaltpräventiven Jugendarbeit spielen.

Darüber hinaus zeigt sich hier der Sport – insbesondere auch für Jugendliche, die durch den organisierten Vereinssport aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr erreicht werden – als Motor und Katalysator nicht nur für den Abbau von Vorurteilen und Feindschaften, sondern auch den Aufbau von Beziehungen und Freundschaften, die bis in den Ligaalltag hinein wirken. So haben sich auf den bisherigen Fanfinales mehrere Fan – Freundschaften entwickelt, die über Jahre hinweg Bestand hatten und haben.

Das Fanfinale ist nicht ein Turnier der besten Fanteams auf Bundesebene. Nein, die Kolleg/Innen vor Ort suchen ihre Teilnehmer/Innen ganz gezielt nach anderen Kriterien aus. So gehören die Teilnehmer/Innen alle auch in der Alltagsarbeit der Fanprojekte zu den Zielgruppen. Seien es gewaltbereite Jugendliche, die lernen sollen, dass es auch anders geht, besonders kreative und aktive Fans, benachteiligte Jugendliche oder Multiplikatoren, Jugendliche, die sich ehrenamtlich beim Fanprojekt engagieren und die für ihr Engagement belohnt werden sollen, alle vereint, dass nicht ausschließlich der sportliche Wettkampf, sondern vielmehr die Begegnung und der Austausch mit anderen Fans im Vordergrund steht.

Zudem wird durch das Mädchenturnier dem Wunsch der Mädchen zum aktiven Fußballspielen Rechnung getragen. Darüber hinaus bietet die gleichberechtigte Einbettung des Mädchenturniers in den Gesamtrahmen die Möglichkeit, die Mädchen in den Kurven auch über das Turnier hinaus gezielter zu unterstützen und zu stärken sowie die Akzeptanz bei den Jungen gegenüber Mädchen zu erhöhen.

Durch die gezielte Auswahl der Teilnehmer/Innen, es haben auch schon Teams mit Migrationshintergrund sowie Teams mit Flüchtlingen am Turnier teilgenommen, ist es den Fanprojekten möglich, in Absprache mit allen Projekten gezielt auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren sowie Akzente zu setzen und somit aus ihrer Sicht wichtige Diskussionsprozesse anzuregen.

Denn auch dies zeichnet das Fanfinale aus, es ist kein Turnier mit zementierten und unveränderlichen Regeln und Grundzügen. Vielmehr war und ist es in den vergangenen 22 Jahren das Ergebnis eines ständigen kreativen und manchmal auch kontroversen Diskussionsprozess unter den Fanprojekten.

Kurz formuliert, das Fanfinale schafft die Möglichkeit zur Begegnung und zum Dialog!

Durch die mit dem Turnier verbundene Öffentlichkeitsarbeit und der Unterstützung vieler großer Institutionen wird schließlich auch einer zunehmenden Stigmatisierung und Ausgrenzung von jugendlichen Fußballfans entgegengewirkt. Dem öffentlich vorhandenen Bild des jugendlichen Fußballfans als potentieller Gewalttäter wird somit ein anderes positives Bild entgegengesetzt, welches dazu beiträgt, diese Jugendszene vorurteilsfreier zu betrachten und zu beurteilen anstatt vor zu verurteilen.

Eine Veranstaltung dieser Größenordnung – es befinden sich in den letzten Jahren zwischen 350 und 450 Jugendliche auf der Sportanlage- braucht natürlich die Unterstützung vieler. In all den Jahren waren im besonderen der Deutsche Fußball – Bund, die jeweiligen Pokal-Finalisten, der Berliner Fußball Verband und das Bezirksamt Charlottenburg, um nur einige zu nennen, durch sowohl finanzielle als auch organisatorische Unterstützung, maßgeblich daran beteiligt, dass das Fanfinale zu dem geworden ist, was es ist – nämlich das Sportereignis für unzählige jugendliche Fußballfans. Seit 1992 haben über 9.000 Jugendliche aktiv daran teilgenommen!

Berlin, im Mai 2016

Die bisherigen Sieger-Teams in der Übersicht 

1992 Berlin „die 28er“

1993 Hessen Kassel 

1994 Dortmund

1995 Hannover (Jungs) / Magdeburg (Mädels)

1996 HSV / Mainz

1997 Dortmund / Düsseldorf

1998 Leipzig / Mainz

1999 Leipzig / Jena

2000 Leipzig / Köln

2001 Aue / Eintr. Frankfurt 

2002 Berlin Union / Leipzig

2003 HSV / Leipzig

2004 St. Pauli / Bremen

2005 Bayern M. / Leipzig

2006 Eintr. Frankfurt / Lok Leipzig

2007 Hannover / Leipzig

2008 St. Pauli / Leipzig

2009 Hannover / Leipzig

2010 Bremen / Dresden

2011 Aue / Leipzig

2012 Duisburg / Leverkusen

2013 Mainz / kein Mädchenturnier

2014 Mainz / Kein Mädchenturnier

2015 Chemnitz / kein Mädchenturnier

2016 Chemnitz / kein Mädchenturnier

2017 Schalke / Waldhof Mannheim

2018 Schalke / Union Berlin

2019 Union Berlin / Union Berlin



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