Vertrauenspersonen in der BAG

Vertrauenspersonen der BAG Fanprojekte e.V. und deren Verbünde

Ausgangslage

Die BAG Fanprojekte ist von verschiedenen Dynamiken geprägt. Durch die große Anzahl an Kolleg*innen der Fanprojekte kennen sich nicht alle Personen untereinander. Zudem stoßen aufgrund der Einrichtung neuer Projekte bzw. durch Mitarbeiter*innenwechsel immer wieder neue Personen zur BAG Fanprojekte hinzu.

Die Beziehungen zwischen den Kolleg*innen sind unter anderem geprägt von:

  • Erfahrungen im Arbeitsfeld
  • Dauer der ausgeübten Tätigkeit im Arbeitsfeld und an den Standorten
  • arbeitsbedingten Hierarchien
  • Zugehörigkeit zum Verbund / zur Spielklasse der jeweiligen Bezugsvereine
  • Zusammenarbeit im Netzwerk
  • Einstellungen und Werten der jeweiligen Kolleg*innen
  • Themenschwerpunkten im Arbeitsfeld
  • Regeln (bewusst/unbewusst)

Durch diese Beziehungen kann ein vertrauensvoller Rahmen untereinander geschaffen werden. Doch nicht alle Kolleg*innen haben den gleichen Zugang zu Personen(kreisen) innerhalb der BAG Fanprojekte und auch nicht den gleichen Wissensstand über Themen und Verhaltensweisen innerhalb des Konstruktes der BAG Fanprojekte. Außerdem kann es in unserem Arbeitsalltag zu Zusammenkünften mit Kolleg*innen kommen, die einen eher privaten Charakter besitzen können, egal ob im abendlichen Rahmenprogramm einer Tagung, nach Spieltagen oder im Rahmen eines gemeinsamen Projekts. Auch hier spielt die Beziehung untereinander eine große Rolle.

Darüber hinaus wird man in unserem Arbeitsfeld der professionellen Fanarbeit immer wieder in unterschiedlicher Intensität mit Themen wie (sexualisierter) Gewalt, Sucht, psychischen Erkrankungen, Mobbing oder Diskriminierung konfrontiert. Je nach Themengebiet und persönlichem Hintergrund kann dies einzelne Kolleg*innen vor Herausforderungen stellen.

Umso wichtiger erscheint es uns, sich der unterschiedlichen Herausforderungen bewusst zu sein.

Wir möchten im Netzwerk eine respektvolle und kooperative Atmosphäre für alle schaffen. Deshalb wollen wir Vertrauenspersonen einführen, um allen Kolleg*innen einen geschützten Rahmen zu bieten, in welchem sie bei Bedarf ihre eigenen Herausforderungen besprechen können.

Mögliche Herausforderungen für Kolleg*innen

Die folgende Auflistung hat nicht den Charakter einer vollumfänglichen Aufzählung, sie bildet lediglich einen kleinen Abriss möglicher Herausforderungen ab.

Zu möglichen Herausforderungen gehören insbesondere:

  • Wiederdurchleben eigener (negativer) Erfahrungen durch Bearbeitung von Schwerpunktthemen (Trigger)
  • unklare Situationen / Verhaltensweisen gegenüber und unter Kolleg*innen
  • Erfahrungen von Grenzverletzungen
  • Persönliche Probleme

Zu den möglichen Themen gehören unter anderem:

  • (sexualisierte) Gewalt
  • Suchterfahrungen
  • Psychische Ausnahmezustände
  • Verletzungen der Identität oder des Körpers
  • Diskriminierungen jeglicher Art (Antisemitismus, Rassismus, Homo-/Transphobie, Sexismus, o.ä.)
  • Psychische Erkrankungen
  • Physische Einschränkungen

Wichtig ist, dass die Vertrauenspersonen für alle Anliegen, die jemanden belasten oder beschäftigen, ansprechbar sind. Es ist nicht notwendig als Vertrauensperson Expert*in in allen Bereichen zu sein.

Aufgabe der Vertrauenspersonen

Die Vertrauenspersonen sollen in erster Linie als Ansprechpersonen für alle zur Verfügung stehen, die sich aufgrund bestimmter Themen und Erfahrungen vertrauensvoll an jemanden wenden möchten. Dabei muss in jedem Fall darauf geachtet werden, dass die emotionale Versorgung der ratsuchenden, beobachtenden oder betroffenen Person[1] [im Folgenden sich meldende Person(-en) genannt] gewährleistet ist. Dies bedeutet, dass der Person zugehört wird und ihr Erzähltes nicht in Frage gestellt werden darf. Primäre Aufgabe ist es herauszufinden, was diese Person in der aktuellen Situation benötigt. Die Vertrauenspersonen dienen als Erstanlaufstelle. Weitergehende Handlungen finden immer nur in Absprache und mit der Zustimmung der sich meldenden Person statt.

Anforderungen an Vertrauenspersonen

Die Rolle als Vertrauensperson wird nicht nur bei Veranstaltungen der BAG Fanprojekte wahrgenommen, sondern über das ganze Jahr hinweg. Erstrebenswert ist eine möglichst langfristige Ausübung der Rolle, damit ein vertrauensvoller Rahmen optimal hergestellt werden kann.

Bestenfalls werden aus allen Verbünden Ansprechpersonen benannt, an die sich die sich meldenden Personen wenden können. Eine weiträumige Verteilung ermöglicht eine möglichst niederschwellige Kontaktaufnahme mit regionalen Vertreter*innen. Grundsätzlich ist aber die Auswahl der Vertrauensperson, deren Rat oder Hilfe eingeholt wird, der sich meldenden Person selbst überlassen. Die Vertrauenspersonen sollten eine größtmögliche Diversität widerspiegeln.

Zur Ausübung dieser Funktion sind insbesondere folgende Eigenschaften wichtige Voraussetzungen:

  • Hohe Belastbarkeit
  • Hohe Konfliktfähigkeit
  • Empathie
  • Hohe Kommunikationsfähigkeit

Möglichkeiten zum Selbstschutz und zum Schutz des Vertrauenspersonenteams

Die Vertrauenspersonen sind durch ihre Rolle vielen Themen ausgesetzt, die auch für sie selbst belastend werden können. Daher ist es wichtig, dass auch sie in ihrer Arbeit unterstützt werden und verschiedene Schutzmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Dies kann folgendermaßen geschehen:

  • Durch Reflexion unter anderem in Form von
    • Fachlicher Fallberatung.
    • Supervision (im Vertrauenspersonenteam).
    • Kollegialer Beratung der Vertrauenspersonen.
    • Schulungen zu einzelnen Themen z.B. Sexualisierte Gewalt
  • Breitere Ansprechbarkeit durch mehrere Ansprechpersonen entlastet Einzelpersonen.
  • Ein erhöhter Bedarf kann durch das Team von Vertrauenspersonen gedeckt werden.
  • Größere Fach-/ Methodenkompetenz durch die Zusammenarbeit mit anderen Vertrauenspersonen.
  • Bei Bedarf kann auf externe Beratung zurückgegriffen werden.

Stand: 18.8.2022

Dokumentation

Eine Dokumentation der Betreuung von Hilfesuchenden erfolgt nur auf deren ausdrücklichen Wunsch. Sollte eine Dokumentation erwünscht sein, wird die entsprechende Dokumentation in Absprache aufbewahrt.

[1] Ratsuchend, betroffen oder beobachtend sind nicht unbedingt immer in einer Person vereint. Vielmehr beschreibt es Rollen aus denen heraus Personen agieren. Es ist z.B. denkbar, dass man eine Situation als außenstehende Person beobachtet, ohne direkt betroffen zu sein.


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