Vom 17. bis zum 20. März kamen die 71 sozialpädagogischen Fußball-Fanprojekte zur Jahrestagung ihrer Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) in Nürnberg und Fürth zusammen. An dieser Veranstaltung nahmen die Fansozialarbeit neben der Fachöffentlichkeit auch kommunale Vertreter*innen der jeweiligen Ausrichtungsorte sowie Repräsentant*innen der ansässigen Fußballclubs und der Fußballverbände teil.
Das Motto der diesjährigen Tagung lautete: „Soziale Arbeit in Konkurrenz? – Fanprojekte im lokalen Netzwerk“. Herausgestellt wurden in diesem Jahr die Anknüpfungspunkte der Fansozialarbeit an das sie umgebende Hilfesystem vor allem in den Kommunen, aber auch an Einrichtungen in Land und Bund. Daher waren neben den Mitarbeitenden der Fanprojekte auch Kolleg*innen aus der städtischen oder überregionalen Sozialen Arbeit eingeladen. Neben der geschlechtsspezifischen Gewaltprävention waren auch die Bereiche der Radikalisierungs- und Gewaltprävention sowie ganz allgemein die kommunale Jugendarbeit vor Ort vertreten. Ein Ergebnis des geplanten fachlichen Austausches liegt daher in der Intensivierung der Kooperation von Fanprojekten mit Einrichtungen an den jeweiligen Standorten. „Es ging uns in diesem Jahr darum, unsere Wirkung durch die alltägliche Kooperation und Netzwerkarbeit in der Kommune herauszustellen und sichtbar zu machen“, so der BAG-Sprecher Stefan Roggenthin vom Fanprojekt Magdeburg.
Darüber hinaus gab es Fortbildungsangebote und Workshopinhalte, die der Fansozialarbeit helfen sollen, aktuelle Aufgaben und Themen besser bewältigen zu können. Denn nicht nur die Klientel der Fanprojekte verändert sich beständig, sondern auch die Mittel, mit denen zum Beispiel kommuniziert wird. „Dieses Tagungsformat, das wir in diesem Jahr zum 31. Mal erleben durften, hilft uns bei unserer Arbeit und hinsichtlich des kollegialen Austausches sehr. Wir erlebten auch diesmal wieder, wie vielfältig und inhaltsreich unsere Form der Sozialen Arbeit ist. Nun kehren wir gestärkt und mit neuer Motivation an unsere jeweiligen Standorte zurück“, fasst die BAG-Sprecherin Antje Hagel vom Fanprojekt Offenbach die Wirkung der Fachveranstaltung zusammen.
DFB-Präsident Neuendorf von Wirksamkeit der Fanprojekte überzeugt
Bereits bei der Eröffnung der Tagung am vergangenen Dienstag zeigte sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf von der Wirksamkeit der Fanprojekte überzeugt, die regelmäßig von einem externen Institut evaluiert werden. So hebe er auch in Gesprächen mit der Politik stets das Engagement der Mitarbeitenden der Fanprojekte hervor, die Wochenende für Wochenende viele junge Menschen in den Stadien und auf Reisewegen begleiteten. Michael Gabriel von der Koordinationsstelle der Fanprojekte (KOS) erwähnte ebenfalls die hohe Qualität der Fanprojektarbeit, die in einer aktuellen Broschüre der KOS dokumentiert sei.
Und schließlich stärkte auch Eric Roda-Gracia von der Abteilung Fanangelegenheiten bei der DFL den Fanprojekten den Rücken, als er ihren Beitrag zur Sicherheit in Fußballstadien ansprach. „Die Fans in den Fußballstadien fühlen sich sicher“, fasste er die Ergebnisse der verbandseigenen Befragung von Stadionbesuchenden zusammen, und die Fanprojekte hätten einen Anteil hieran. Schließlich bestätigten die Vertreter*innen der lokalen Jugendhilfe sowie der Träger beider Fanprojekte in Nürnberg und Fürth den Wert für die lokale Jugendarbeit. Die Möglichkeit der Verweisung von jungen Menschen an lokale Hilfestrukturen sei für die Fanprojektarbeit eine wertvolle Ressource. Und umgekehrt erreichten die Fanprojekte Jugendliche, die von sonstigen lokalen Angeboten nicht erfasst würden.
Am letzten Tag rundete schließlich die Jahreshauptversammlung der BAG der Fanprojekte e.V. die Tagung ab, bei der sich über die interne Gremienarbeit abgestimmt wurde. Außerdem konnte mit dem städtischen Träger des neu gegründeten Fanprojektes in Ulm ein neues Mitglied in die BAG aufgenommen werden.
Die BAG der Fanprojekte bedankt sich bei den ausrichtenden Fanprojekten Nürnberg und Fürth, die für einen gelungenen Rahmen in ihren Städten gesorgt haben. Im kommenden Jahr wird das Fanprojekte Erfurt die Tagung ausrichten.
Für Rückfragen wenden Sie sich gerne an info@bag-fanprojekte.de
Vom 17. bis zum 20. März kommen die 70 sozialpädagogischen Fußball-Fanprojekte zur Jahrestagung ihrer Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) in Nürnberg und Fürth zusammen. Zu dieser Veranstaltung lädt die Fansozialarbeit neben der Fachöffentlichkeit auch kommunale Vertreter*innen der jeweiligen Ausrichtungsorte, von den ansässigen Fußballclubs sowie von den Fußballverbänden DFB und DFL ein.
Das Motto der diesjährigen Tagung lautet: „Soziale Arbeit in Konkurrenz? – Fanprojekte im lokalen Netzwerk“. Herausgestellt werden in diesem Jahr die Anknüpfungspunkte der Fansozialarbeit an das sie umgebende Hilfesystem vor allem in den Kommunen, aber auch an Einrichtungen in Land und Bund. Daher sind neben den Mitarbeitenden der Fanprojekte auch Kolleg*innen aus der städtischen oder bundesweiten Sozialen Arbeit eingeladen. Neben der Suchtprävention sind beispielsweise die Bereiche der Radikalisierungs- und Gewaltprävention sowie ganz allgemein die kommunale Jugendarbeit vor Ort vertreten. Ein Ergebnis des geplanten fachlichen Austausches könnte eine Verbesserung und Intensivierung der Kooperation von Fanprojekten mit Einrichtungen an den jeweiligen Standorten der Fanprojekte sein. „Es geht uns in diesem Jahr darum, unsere Wirkung durch die alltägliche Kooperation und Netzwerkarbeit in der Kommune herauszustellen und sichtbar zu machen“, so der BAG-Sprecher Stefan Roggenthin vom Fanprojekt Magdeburg.
Darüber hinaus gibt es weitere Fortbildungsangebote und Workshopinhalte, die der Fansozialarbeit helfen sollen, aktuelle Aufgaben und Themen besser bewältigen zu können. „Dieses Tagungsformat, das wir in diesem Jahr zum 31. Mal erleben dürfen, hilft uns bei unserer Arbeit und hinsichtlich des kollegialen Austausches sehr. Wir freuen uns schon auf die Tagung, kehren wir doch immer gestärkt und mit neuer Motivation an unsere jeweiligen Standorte zurück“, fasst die BAG-Sprecherin Antje Hagel vom Fanprojekt Offenbach die Wirkung der Fachveranstaltung zusammen. Am letzten Tag rundet schließlich die Jahreshauptversammlung des Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte e.V. die Tagung ab, bei der über die interne Gremienarbeit gesprochen wird. Hierbei sind die Fansozialarbeiter*innen dann wieder unter sich.
In einem Eineinhalbjährigen Prozess hat sich die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte eine neue Struktur gegeben.
Zunächst möchte sich die BAG auch öffentlich noch einmal ausdrücklich bei Sophia Gerschel und Christian Keppler sehr herzlich für die jahrelange Arbeit als Bundesprecherin und Bundessprecher für die BAG der Fanprojekte bedanken. Trotz der immer größer werdenden Aufgabenfülle und den Herausforderungen gelang es ihnen immer alle anstehenden Aufgaben zu meistern und höchst transparent ihre Funktion auszuüben.
Es wurde in der Vergangenheit immer schwieriger und komplexer, die Rolle der Bundessprecherin und des Bundessprechers der Bundesarbeitsgemeinschaft aus dem eigenen Fanprojekt neben der eigenen Fanprojektarbeit zusätzlich auszuüben, wodurch sich niemand 2023 zur Kandidatur für die beiden Positionen stellte.
Als es dann im März 2023 keine Wahl geben konnte, war allen Beteiligten klar, dass es eines Organisationsentwicklungsprozesses bedarf, um die vielfältigen Anforderungen nach Innen und Außen bewerkstelligen zu können. Die gewählten acht Regionalverbundsprecher*innen überbrückten mit großartiger Hilfe von Sophia Gerschel die Vakanz bis Ende Mai 2024.
Kern des Ergebnisses der Neustrukturierung ist eine breitere Aufgabenverteilung und ein vergrößertes Vertreter*innengremium, bestehend aus jeweils drei Regionalverbund-sprecher*innen und sechs Delegierte aus verschiedenen Fachbereichen. In den Verbünden Nord, Ost, Süd und West wurden dementsprechend im Mai 2024 jeweils drei Personen als Regionalverbundsprecher*innen gewählt, wobei eine Kolleg*in nun aus dem Verbund den Arbeitsschwerpunkt auf bundesweite Aufgaben richtet.
Jeder Verbund hat dafür gewählt mit folgendem Ergebnis:
Südverbund:
Antje Hagel (Fanprojekt Offenbach) – bundesweite Aufgaben
Simon Albrecht (Fanprojekt Freiburg)
Daniel Metz (Kickers Fanprojekt Stuttgart)
Die weiteren delegierten Personen werden sukzessive benannt und veröffentlicht.
Wir bedanken uns hiermit zudem sehr herzlich bei allen Beteiligten an dem Umstrukturierungsprozess und bei allen Kolleg*innen aus den 70 Fanprojekten in Deutschland für ihr Vertrauen.
Der 30. April 2024 wird in die Geschichte der bundesweiten Fanprojekt-Landschaft eingehen – wenn auch auf eine Art und Weise, die wir uns alle wohl gern erspart hätten. Denn am 30. April 2024 muss mit dem Fanprojekt Neustrelitz erstmals ein Projekt aus finanziellen Zwängen seine Arbeit einstellen.
Neun Jahre hatten die Kolleginnen und Kollegen am dortigen Standort wichtige Sozialarbeit mit jungen Menschen der dortigen Fanszene geleistet. Eine Arbeit, die an einem kleinen Standort wie eben Neustrelitz einen unschätzbaren Wirkungsgrad hat und fester Bestandteil des dortigen Alltags junger Menschen war.
Umso unverständlicher ist es, dass der dortige Standort nach alleiniger Entscheidung des Trägers seine Arbeit nun beenden muss. Das ist ein Novum und aus Sicht der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) ein trauriger Einschnitt.
Wie keine andere Sportart begeistert der Fußball junge Menschen, lockt von Neustrelitz bis Oberhausen, von Hamburg bis München Jugendliche in die Stadien, lässt sie teilhaben an sportlichen und gesellschaftlichen Prozessen. Dass nun ausgerechnet in diesem, aus der Gesellschaft kaum wegzudenkenden, Bereich soziale Einrichtungen in finanziell akute Schieflage geraten, ist kaum erklärbar. Mehr denn je ist es an der Zeit, die Mittel für Fanprojekte auskömmlich zu gestalten! Der Fall Neustrelitz darf sich in keinem Fall wiederholen – und natürlich steht die BAG der Fanprojekte solidarisch an der Seite der dortigen Kolleginnen und Kollegen. Ihr habt phantastische Arbeit geleistet, wart und bleibt ein wichtiger Bestandteil unseres Netzwerks!
Sozialpädagogische Fanprojekte fordern Ausweitung der Finanzierungsbereitschaft
So lautete auch passend der Titel zur Tagung “Financial Fairplay – Qualität in der sozialpädagogischen Fanarbeit nachhaltig sichern“. Vor dem Hintergrund gesellschaftlich herausfordernder Zeiten treffen sich die Mitarbeitenden der bundesweiten Fußball-Fanprojekte zur 30. Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) derzeit im Zentrum Altenberg in Oberhausen: „Die Soziale Arbeit mit Fußballfans wird immer wichtiger, der Bedarf steigt rasant. Es braucht daher eine zeitnahe Ausweitung der Finanzierungsbereitschaft für Fanprojekte“, forderten Stella Schrey und Florian Kovatsch, Sprecher*innen des BAG-Westverbunds, anlässlich der Eröffnung der Tagung am Dienstag, 19. März.
Etwa 130 Fanprojekt-Mitarbeitende aus dem gesamten Bundesgebiet sind für insgesamt drei Tage nach Oberhausen gereist und werden sich in verschiedenen Workshops inhaltlich fortbilden. Bei der Auftaktveranstaltung am Dienstag durften außerdem Vertreter*innen des DFB und DFL, die Koordinationsstelle der Fanprojekte (KOS), die Stadt Oberhausen, das CVJM Oberhausen, die LAG der Fanprojekte NRW sowie eine Vertreterin des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen begrüßt werden. Alle angereisten Fanprojekt-Mitarbeiter*innen erhoffen sie sich von der Tagung, die unter dem Motto „Financial Fairplay – Qualität in der sozialpädagogischen Fanarbeit nachhaltig sichern“ stattfindet, eine grundlegende Signalwirkung: „Die Soziale Arbeit im Fußball hat sich professionalisiert und kontinuierlich weiterentwickelt, Fanprojekte genießen ein hohes Ansehen in ihrer Zielgruppe. Gleichzeitig belasten Inflation und steigende Kosten die Standorte zunehmend. Wir brauchen daher nachhaltige Lösungen, um den Fanprojekt-Standorten und ihren Mitarbeitenden Planungssicherheit geben zu können. Wenn einzelne Standorte ihre Arbeit einzig und alleine aufgrund finanzieller Belastungen einschränken oder ganz aufgeben müssten, ist das ein fatales Signal“, betonen Schrey und Kovatsch. Die Tagung in Oberhausen solle daher ein Aufruf sein, die Fanprojektarbeit langfristig zu sichern und für ihre Professionalität angemessen auszustatten. Schließlich sei die Rolle von Fanprojekten als Brückenbauer zwischen jungen Menschen und ihrem sozialen Umfeld, Vereinen, Verbänden sowie Polizei wichtiger denn je. Dass der Nationale Ausschuss Sport und Sicherheit (NASS) eine entsprechende Arbeitsgruppe zur Fanprojektfinanzierung gegründet habe, sei daher ein Schritt in die richtige Richtung: „Wir sind uns sicher, dass sich die aktuellen Mittelgeber – Verbände, Kommunen und Länder – der Bedeutung und Wirksamkeit von Fanprojektarbeit bewusst sind. Jetzt muss die Förderkulisse endlich der Realität angepasst werden“, so Schrey und Kovatsch.
Zuletzt nutzten die Teilnehmenden den Tagungsauftakt für ein Zeichen der Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen des Fanprojekts Karlsruhe. Diese hatten zuletzt Strafbefehle erhalten, weil sie im Rahmen ihrer professionellen Tätigkeit erhaltenes Wissen aus einem zugesagt geschützten Raum nicht an Ermittlungsbehörden weitergeben wollten: „Diese traurige Eskalation demonstriert mehr denn je, dass die Soziale Arbeit endlich ein Zeugnisverweigerungsrecht benötigt. Die gesamte BAG steht daher solidarisch an der Seite der Kolleginnen und Kollegen in Karlsruhe“, unterstrichen Schrey und Kovatsch.
Am 16.11.2023 besuchte der Regionalverbund Ost der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte den Bundestag und führte Gespräche mit den Bundestagsabgeordneten Tino Sorge (CDU) und Boris Mijatović (B90/G). Im Fokus stand das fehlende Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit und insbesondere der Jugend- und Jugendsozialarbeit mit Fußballfans.
Wir bedanken uns für die sehr guten Gespräche und die Gastfreundschaft und freuen uns auf den kommenden Austausch.
Der Besuch im Bundestag fand im Anschluss an die turnusmäßige Sitzung am Vortag des Verbundes im Fanprojekt Babelsberg statt.
Immer wiedwerden Sozialarbeiter*innen durch Polizeidienststellener oder Staatsanwaltschaften vorgeladen, um über die eigene Klientel auszusagen. Das fehlende Zeugnisverweigerungsrecht für Mitarbeitende der Sozialen Arbeit schränkt ihre Wirksamkeit ein und behindert vertrauensvolle, aber essenzielle Beziehungen zu verschiedenen Zielgruppen. Elvira Berndt (Geschäftsführerin Gangway e.V.- Streetwork Berlin) konstatiert dies eindrucksvoll in ihrem Eröffnungsvortrag: „Sozialarbeiter*innen müssen verschwiegen sein. Sie arbeiten mit offenen Armen und ohne äußeren Schutz. Ihr einziges Kapital dabei ist: Vertrauen. Und der einzig wirkliche Schutz, den die Gesellschaft unseren Kolleginnen und Kollegen geben kann, ist der Schutz dieses oft hart und über Jahre erarbeiteten Vertrauens. Es ist an der Zeit, dass die Gesellschaft dies auch tut. Ganz im Sinne des Mottos der heutigen Fachveranstaltung: 50 Jahre sind genug!“
Gemeinsam mit Elvira Berndt, diskutierten Vertreter*innen der Regierungsfraktionen MdB Philipp Hartewig (FDP) und MdB Denise Loop (B90/G) mit dem Leiter des Fanprojekts Dresden Ronald Beć und Rechtsanwalt René Lau in einem von Christoph Ruf (Journalist) moderierten Podiumsgespräch über das fünfzig Jahre alte Urteil des BVerfG sowie aktuelle Perspektiven auf die Frage des dringend notwendigen Zeugnisverweigerungsrechts für die Soziale Arbeit. Über die gesellschaftspolitische Notwendigkeit des besonderen Schutzes des Vertrauensverhältnisses zwischen Sozialarbeiter*innen und ihren Adressat*innen und der damit einhergehenden politischen Verantwortung waren sich die Podiumsteilnehmer*innen einig. „Das Vertrauensverhältnis ist Grundlage jeglicher fachlichen Arbeit“, so Denise Loop. Philipp Hartewig sieht im Rahmen der Professionalisierung der Sozialen Arbeit eine wachsende Bedeutung des Vertrauensschutzes. Der Status quo des § 53 StPO gefährde jedoch den Erfolg sozialarbeiterischen Handelns. Vor dem Hintergrund des angestrebten Reformprozesses handele es sich nach René Lau auch um einen gesellschaftlichen Aushandlungsprozess, in dem das Spannungsverhältnis zwischen repressiven und solchen staatlichen Interventionen, die offen-unterstützende und resozialisierende Wirkung entfalten können, verhandelt wird. Fachpolitische Debatten müssen intensiviert werden und „Sozialarbeiter*innen müssen sich mit ihrer besonderen Verantwortung auseinandersetzen“, so Ronald Beć.
Soziarbeitende, die für das Ausüben ihrer Profession in Beugehaft gehen würden, sollten aber das letzte Mittel sein, so Matthias Stein (Sprecher des BfZ). In einer Bündnissitzung am folgenden Tag berieten die Mitgliedsorganisationen und Unterstützer*innen wie das fehlende Zeugnisverweigerungsrecht Teil des politischen Parlamentsdiskurses wird.
Weitere Informationen und Unterlagen finden Sie auf unserer Homepage www.zeugnis-verweigern.de.
Matthias Stein Sprecher des Bündnisses für ein Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit (BfZ) ms@fanprojekt-jena.de 0173-3970701
Unser langjähriger Mitarbeiter, Kollege und Freund Ole ist tot. Er hat seinen langen und von vielen Rückschlägen geprägten Kampf gegen die Krankheit verloren.
Die Mitarbeiter*innen und der Vorstand des Fan-Projekts Bielefeld verlieren eine zentrale Persönlichkeit des Fan-Projekts und jemanden, der unser Wirken mehr als 21 Jahre entscheidend mitgeprägt hat.
Das Fan-Projekt und die Fanszene Arminias verlieren zudem einen engagierten Kämpfer für Fan-Interessen. Und auch der DSC, dessen Stärke in großem Maße in den treibenden Kräften seines Umfelds liegt, verliert eine ebensolche Kraft.
Wir sind unendlich traurig und können uns kaum vorstellen, wie das Fan-Projekt Bielefeld in Zukunft ohne Ole sein wird.
Im Jahr 2001 kam Ole Wolff als Sozialarbeiter zum Fan-Projekt. Nicht wenige Fans werden da gedacht haben: “Oha, wen hat das FP uns denn da hingestellt?”. Legendär ist beispielsweise das Foto in der Fan-Post, mit dem er seinerzeit vorgestellt wurde (kann auf Wunsch im FP angeschaut werden).
Schnell wurde aber deutlich, welche Rolle Ole beim Fan-Projekt einnehmen würde und mit welcher Ernsthaftigkeit, welchem Engagement und wieviel Herzblut er für seine Arbeit und die Fans eintreten würde. Gleich im ersten Jahr führte ihn sein Weg auf eine nicht einfache Mission: Wir besuchten die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Majdanek und pflegten den Kontakt zu Fans des polnischen Vereins Resovia aus Bielefelds Partnerstadt Rzeszow. Eine Mischung aus Freizeit- und Bildungsangeboten, wie sie auch in den Folgejahren immer wieder einen Arbeitsschwerpunkt bildete. Noch im Jahre 2019 besuchte er mit einer Gruppe Ultras die Gedenkstätten Dachau und Theresienstadt; die letzte Reise dieser Art für ihn.
Auch in der regionalen Erinnerungsarbeit hat Ole deutliche Spuren hinterlassen. So war er eine der treibenden Kräfte der “Julius Hesse AG” des DSC und hat am Themenrundgang “Spurensuche – Arminia und der Nationalsozialismus” mitgewirkt.
Allerdings waren es nicht nur die schweren Themen, die Ole Wolffs Wirken und seinen Wert für uns bestimmt haben: Sein besonderer Humor, seine Diskussionsfreude und nicht zuletzt die Begeisterung für „seine“ Musik zeichneten ihn aus. Insbesondere letztere dürfte ihn bei ungezählten Auswärtsfahrten bis an die Grenzen seiner musikalischen Toleranz gebracht haben: Schlager, Onkelz, Eurodance, HipHop, alles meist nicht so sein Ding. Dennoch hat er in Bussen oder Zügen geduldig den Musikgeschmack der jeweiligen Fangeneration ertragen und sich für die Fans und ihre Interessen, auch gegen ordnungsbehördliche Widerstände, in die Bresche geworfen.
DSC Fans ab Geburtsjahr 1985 kennen Ole vielleicht als Begleiter am Mikrofon von U18-Bussen. Keine Fahrt mit ihm, ohne humorige Lautsprecherdurchsagen zum Quiz oder die gefürchtete Aufforderung zum Aufräumen des Busses. Solche Ansagen gab es natürlich auch bei den vielen Fan-Finals, die er begleitet hat. Dann allerdings mehr als Aufforderung zur Ruhe und dies in den frühen Morgenstunden. Doch auch hier meist mit Humor und Wohlwollen.
Auch im überregionalen Netzwerk der Fanprojekte hat er mit großem Engagement und mit Nachdruck gearbeitet. Hier kam ihm der fachliche Austausch manchmal zu kurz, ein guter Grund, um als Sprecher der nordrheinwestfälischen Fanprojekte aktiv zu werden und den Diskurs anzukurbeln. Eine Aufgabe, die er viele Jahre gerne übernommen hat, dabei hat er auch die Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW mitgegründet. Diese ist heute eine wichtige landesweite Interessenvertretung, auch für die Anliegen von Fußballfans.
Zudem hat Ole Wolff das Fan-Projekt-Programm zu Europa- und Weltmeisterschaften der vergangenen zwei Jahrzehnte mitbestimmt und mit geprägt. Hat mit Fans an portugiesischen Stränden gefeiert (EM 04) oder für sie im Jugendzentrum die Leinwand gespannt und den Grill angefeuert. Zur kommenden WM hätte er allerdings sicher nichts gemacht, sondern zu ihrem Boykott aufgerufen.
Der vielleicht größte Verlust tut sich jedoch in der täglichen Arbeit des Fan-Projekts Bielefeld auf. Die für unsere Arbeit so wichtige Analyse der Vorgänge rund um Arminias Fangeschehen bereicherte Ole treffsicherer als jeder Torjäger des DSC.
Er hatte zudem immer ein offenes Ohr für die Probleme und Anliegen der Fans. Durch sein Engagement und seine Lobbyarbeit leistete er einen unschätzbaren Beitrag für die Fankultur in Bielefeld und hat darüber hinaus viele angehende und junge Sozialarbeiter*innen in diesem Arbeitsfeld geprägt.
Die Lücke, die sein Tod hinterlässt, ist nicht zu füllen. Ole Wolff hat im besten Sinne der Fans und des Fan-Projekts das Leitmotiv des DSC für ihre Anliegen verkörpert: stur, hartnäckig und kämpferisch!
„Es fährt kein Zug nach Nirgendwo – Fanprojektarbeit in ländlichen Räumen“
Unter diesem Titel fand die diesjährige Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) auf dem Rabenberg im Erzgebirge statt. Es war dabei nicht überraschend, dass sich schon auf der Talkrunde zur Eröffnungsveranstaltung die Fragen um Angebotsdichte und Erreichbarkeit, Netzwerkbildung, Anonymität oder politische Strukturen drehten und damit Unterschiede zu großen Metropolenregionen schlagwortartig beschreiben. Und natürlich sind diese Unterschieden den Akteuren Sozialer Arbeit im ländlichen Raum, und damit auch Fanprojekten, wohl bekannt. Doch worin differenziert sich die Arbeit in Dortmund und in Plauen? Was macht es aus, wenn 80.000 oder 5.000 Zuschauer*innen im Stadion sind? Braucht es überhaupt Soziale Arbeit mit Jugendlichen in ländlichen Räumen? Das VIII. Sozialgesetzbuch beantwortet diese Frage gleich im ersten Satz: „Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“ Es braucht also nicht über eine Notwendigkeit gesprochen werden, vielmehr muss festgestellt werden, dass die vorhandenen Angebote nicht ausreichen oder schlecht greifen. Klaus Farin kritisierte in seinem Inputreferat im Rahmen der Auftaktveranstaltung in den Zinnkammern Pöhla e.V., das seit Jahren dieselben Fehler begangen würden. Jugendliche werden schlecht einbezogen, können nicht mitbestimmen und ihre Bedürfnisse werden von Erwachsenen eher vermutet als tatsächlich gemeinsam mit ihnen identifiziert. So würde beispielsweise in keinem einzigen Beirat der Verkehrsverbünde auch nur ein*e Jugendliche*r sitzen, und das, wo gerade die schlechte Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr eine große Herausforderung für junge Menschen ist. Dieser Umgang der Erwachsenenwelt mit jungen Menschen ist schwer verständlich, sind doch gerade ländlichere Gebiete auf die Jugendlichen angewiesen. Und die wollen, aktuellen Studien zufolge, auch gerne bleiben. Fanprojekte haben an dieser Stelle entscheidende Vorteile. Die Leidenschaft für Fußball und einen Verein verbindet und bringt junge Fans aus der Region in den Stadien zusammen. Eine ideale Voraussetzung für die Kontaktaufnahme und Beziehungsarbeit durch die Sozialarbeiter*innen gerade in Regionen, wo es wenig vergleichbare Angebote Sozialer Arbeit gibt. Die Fansozialarbeit orientiert sich mit ihren partizipativen und offenen Angeboten an den Bedarfen der Fans und ihrer Lebenswelt. Dabei reicht das Portfolio von Beratungsangeboten, über das zur Verfügung stellen von Räumlichkeiten und weiterer Infrastruktur, Outdooraktivitäten oder U18-Fahrten zu Auswärtsspielen. Damit sind Fanprojekte – gerade in ländlichen Räumen – ein unverzichtbarer Bestandteil der ausgedünnten Hilfelandschaft, darüber waren sich die Podiumsgäste einig.
Der zweite Tagungstag beinhaltete eine Vielzahl von Workshops. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Konzipierung erlebnispädagogischer Angebote, welche abseits von Großstädten und Ballungsgebieten einfach realisiert werden können. Die Tagung endete mit der turnusmäßigen Mitgliederversammlung der BAG Fanprojekte e.V. Die nächste Tagung wird im März 2023 in Lübeck stattfinden.
Seit weit mehr als 30 Jahren gibt es nun schon Soziale Arbeit im Fußball und in den sozialpädagogischen Fanprojekten. Lange Zeit fehlte diesem speziellen Berufsfeld in der Sozialen Arbeit ein eigenes Grundlagenbuch mit wissenschaftlicher und fachlicher Beschreibung der Arbeit. Patrick Arnold und Jochem Kotthaus haben sich gemeinsam mit vielen Kolleginnen und Kollegen aus den sozialpädagogischen Fanprojekten sowie mit Experten und Expertinnen aus dem Fachgebiet Soziale Arbeit mit Fußballfans, der Aufgabe gewidmet eben dieses Grundlagen Buch zu erschaffen. Unter dem Titel: „Soziale Arbeit im Fußball – Theorie und Praxis sozialpädagogischen Fanprojekte“ erschien es jetzt beim Beltz-Juventa Verlag.
„Fanprojekte in Zusammenarbeit mit Fußballvereinen gewinnen zunehmend an Bedeutung – allein, es fehlt an der umfassenden Dokumentation und Analyse der Bedeutung für die Soziale Arbeit. Das ändert sich mit diesem Band: Gänzlich neu ist dabei die »Doppelperspektive« der Beiträge, die zum großen Teil von Praktiker_innen und Akademiker_innen gemeinsam verfasst wurden. Dabei beschäftigen sich die Beiträger_innen weitreichend mit der Arbeit der Fanprojekte und zugehörigen Themen, etwa Gewaltprävention, Unterstützung von Fans, Bildungsarbeit, antisexistischer Arbeit, aber auch Methodenkritik und Burn-out/Belastung der Mitarbeiter_innen. Ein Grundlagenwerk für die Fansozialarbeit!“
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